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Kultspieler Steven Gerrard und sein FC Liverpool als Herzensbrecher in der Europa League Kampagne 2012/13
30.8.2012 Europa League play-off: Liverpool FC – Hearts of Midlothean 1:1. Anfield Road. Zuschauer: 44’361.
Zugegeben, seit das Anfield Stadion in eine reine Sitzplatz-Spielstätte umgebaut werden musste, ist die Stimmung im legendären Liverpooler Heimstadion nicht mehr mit den elektischen alten Tagen zu vergleichen, und vielleicht hat Steven Gerrard – obwohl noch immer Kapitän der englischen Nationalmannschaft ‑ mit 32 Jahren auch nicht mehr die gleich magische Ausstrahlung auf dem Spielfeld, wie in seinen allerbesten Tagen. Doch mehr Kult als Steven Gerrard an der Anfield Road für den FC Liverpool spielen zu sehen, geht in der Fussballwelt nicht. Liverpool ist das Team für das er seit seiner Kindheit gekickt hat und für das er bis heute immer gespielt hat. Heute Abend führt er seinen FC Liverpool im Rückspiel gegen die Hearts of Midlothian aus Edinburgh ein weiteres Mal als Kapitän an, um sich für die Gruppenphase der Europa League zu qualifizieren. Die Voraussetzungen sind gut. Das Hinspiel hat Liverpool auswärts mit 0:1 gewonnen – und gilt als klarer Favorit.
In Liverpool träumt man seit geraumer Zeit von magischen Europäischen Fussballnächten. Gerrard war nicht nur beim Gewinn des Uefa-Cups in den Jahren 2001 dabei. Er konnte 2005 auch als Mannschaftskapitän den
Dramatischer Champions-League Titel wird täglich im Museum zelebriert
Champions League-Pokal in die Höhe stemmen – im wohl denkwürdigsten und dramatischsten Finalspiel in der Geschichte des europäischen Klubfussballs. 0:3 lag der FC Liverpool damals gegen die AC Milan zur Pause im Rückstand, vorgeführt vom inter-galaktischen Fussball der Italiener. In der Pause fragten sich die Experten, ob diese Mailänder wohl die beste Klubmannschaft aller Zeiten sei. In der zweiten Halbzeit spielte Gerrard aufgrund von Umstellungen offensiver in der Spitze und verkürzte in der 54. Minute höchstpersönlich auf 1:3. Dieser Anschlusstreffer war die Initialzündung für eine grandiose Aufholjagd, die Liverpool nach 90 Minuten das 3:3 einbrachte. Gerrard spielte in der Verlängerung als rechter Verteidiger und Liverpool gewann tatsächlich noch das Elfmeterschiessen und die Trophäe. Die bewegenden Bilder dazu laufen seither im Museum des Vereins täglich in einer Endlosschleife. Das Spiel gegen die Hearts aus Schottland beginnt traditionsgemäss mit der Fussball-Hymne „you never walk alone“, die von den Fans im weiten Rund seit Jahrzehnten vor jedem Spiel inbrünstig gesungen wird. Bei Spielbeginn ist es dann allerdings schon recht ruhig im Stadion. Liverpool kontrolliert die Partie und gesteht den Gästen aus Edinburgh kaum Torchancen zu. Steve spielt rechts im Mittelfeld, geniesst dabei aber zahlreiche Freiheiten für Vorstöße nach vorne. Neben seinen Führungsqualitäten beeindruckt der Spieler mit der Rückennummer 8 bis heute durch seine Passsicherheit und die immense Zweikampfstärke. Er verliert auch heute Abend keinen einzigen Zweikampf. Steven Gerrard Fansong: (gesungen zur Melodie des Liedes „Que sera, sera“) Steve Gerrard, Gerrard, He’ll pass the ball 40 yards, He’s big and he’s fu*kin’ hard, Steve Gerrard, Gerrard. Steve Gerrard, Gerrard, He’ll pass the ball 40 yards, He’s better than fat Lampard, Steve Gerrard, Gerrard. In der Offensive fehlt es den „Reds“, wie das Liverpooler Team in traditionellen roten Trikots von ihren Fans genannt wird, mehrheitlich an der Präzision. Deshalb sind die beeindruckend schnellen Antritte von Stevie ebenso wie die von ihm eingeleiteten Offensivaktionen nicht von Erfolg gekrönt. Zudem wird Gerrard eng markiert, so dass er nur ein einziges Mal seine herausragende Schusstechnik einsetzen kann, dank der er schon zahlreiche wunderschöne Treffer durch Weitschüsse erzielt hat. Der Ball fliegt knapp am Tor vorbei. Es geht mit einem 0:0 in die Pause. Nach rund 60 Minuten erweckt das Spiel etwas mehr zum Leben. Im ausverkauften Stadion ist es derweil noch immer ziemlich still. Die fanatische Atmosphäre, als noch 60‘000 fanatische Fussballfans die Spiele des 1884 erbauten Stadions besuchten und die Tribüne Kop mit 30‘000 Zuschauern zu den berüchtigtsten in der ganzen Fussballwelt zählten, liegen wie in anderen Stätten mittlerweile weit zurück. Liverpool hat zahlreiche aussichtsreiche Abschlussversuche. Einmal scheitert Stevie nur knapp am Schottischen Goalie, der den Winkel gut verkürzt hat. Dann der Schock: in der 85. Minute gehen die aufopferungsvoll kämpfenden Hearts durch einen haltbaren Fernschuss mit 0:1 in Führung. Und alle rechnen bereits mit einer Verlängerung. Liverpool schaltet aber noch einen Gang höher. Nur zwei Minuten später folgt ein unwiderstehliches Solo des uruguayischen Nationalstürmers Luis Suarez. Knapp hinter der Mittellinie hatte die Nummer 7 den Ball übernommen, sich des letzten verteidigenden Widersachers Marius Zaliukas entledigt und die Kugel souverän in die Torecke geschlenzt. Damit waren die Herzen der schottischen Kämpen gebrochen. Das Ausgleichstor sicherte Steve und seinem Team die Qualifikation für die Gruppenphase der Europa Leauge. Die Fortsetzung von Stevie’s Europäischer Saison mit dem FC Liverpool folgt also demnächst.
Liverpool: Reina, Kelly, Skrtel, Carragher, Downing, Allen, Gerrard, Shelvey, Morgan (Sterling 62), Suarez, Henderson (Borini 76).
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