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Rund 90 Kilometer vom Festland Schwedens entfernt liegt die rund 18 mal 7,5 Kilometer grosse Insel Fårö. Sie ist den meisten Skandinaviern als Wahlheimat des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman ein Begriff. Auf Fårö wurde der Meister des Filmemachens nach seinem Tod am 30. Juli 2007 auch begraben.
Eine kleine Fähre im Norden der viel grösseren Insel Gotland, bringt Besucher und Bewohner in wenigen Minuten durch einen schmalen Sund hinüber nach Fårö.
Weil Schweden ohnehin ein riesiges Land ist, von dem man selbst auf einer mehrwöchigen Reise nur einen Bruchteil sehen kann, standen wir vor der Frage, ob wir den Umweg einer Fährreise nach Gotland und dann weiter nach Fårö überhaupt unternehmen sollten. Nach unserem Besuch lautet meine Empfehlung: wenn man ohnehin einige Tage an den Stränden von Gotland ausspannen will, dann „ja“. Und wenn man aufgrund der Wettervorhersagen mutmasslich mindestens einen Sonnenuntergang bei den Raukar vor der Küste von Fårö erleben kann, dann „auf jeden Fall“. Warum ich zu dieser Einschätzung gelangte, könnt ihr auf den kommenden Zeilen und Fotos erahnen.
Raukar sind teils bizarre Kalksteinformationen, die sich bis zu 10 Meter erheben. Die Säulen bildeten sich im Laufe von mehreren Millionen Jahren durch Auswaschung und Erosion weicher Gesteinsschichten. Das weiche Material wurde weggespült, während der harte silurische Kalk erhalten blieb.
Die Raukar haben schon früh die Fantasie und den Aberglauben der Einheimischen angeregt, weshalb sie einzelne Stelen im Meer auf Namen wie “der Hund”, “die Jungfrau”, oder “die Pforte” tauften. Demgegenüber erkannte der schwedische Naturforscher Carl von Linné im 18. Jahrhundert noch allerhand „Statuen, Pferden und allerlei Geister und Teufeln“ in den Formen der Steinskulpturen. Die schönsten Raukar findet man auf Fårö. Bei unserer Inselrundfahrt haben wir die Küstenabschnitte mit den Raukar unter Tags besucht. Und wirklich: die fantasievollen Steinformationen sind sehr beeindruckend. Aber: den Hauch von Mystik vermochten sie bei grellem Sonnenschein wirklich nicht zu vermitteln.
Ein wunderbarer Sonnenuntergang zeichnete sich ab, trotzdem blieben wir an diesem Abend ganz alleine am Strandabschnitt der Raukar. Die langsam darnieder sinkende Sonne verlor zusehends ihre Strahlkraft. Mit dem letztem Schimmer betrat stattdessen ein magisches Licht die Naturbühne.
Die kräftigen Farben des Nachglühens malten sich am Horizont dem Himmel entlang und spiegelten sich im stillen Gewässer der Ostsee.
Wie ein grosser Zauber wirkte das Naturspektakel auf uns ein; die Raukar erschienen noch kolossaler, eindrücklicher, die mächtigen Fabelwesen schienen lebendig zu werden in diesem Gesamtkunstwerk. Wie jeder positiver Zauber, hielt auch dieser nur für eine kurze Vorstellung an.